Ex-Präsident Hollande zu Besuch in Wien

Der frühere französische Staatspräsident François Hollande hat am Mittwoch dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) einen Besuch abgestattet. Hollande trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein und hielt auch einen Vortrag im Wien Museum.

Bei dem Treffen im Rathaus wurde auf die gute und auch historisch bedeutsame Beziehung Österreichs bzw. Wiens mit Frankreich verwiesen – und auf die aktuellen Herausforderungen in Europa. Initiiert hat den Besuch der frühere österreichische Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ). Er war bei dem Termin im Rathaus ebenfalls mit dabei.

Der Sozialist François Hollande war von 2012 bis 2027 französischer Staatspräsident. Bei seinem Vortrag im Wien Museum warnte er vor einem Stillstand in Europa und bezeichnete die kommende EU-Wahl als eine Schicksalswahl. Als Hauptprobleme des Kontinents nannte er den Ukraine-Krieg, den Klimawandel und die Migration.

Ludwig begrüßte seinen Gast davor im Roten Salon des Rathauses. In diesem hatte sich die provisorische Regierung Österreichs nach dem Krieg 1945 erstmals getroffen. Der Bürgermeister erläuterte die Geschichte des Raums und betonte: „Für den Beitrag, den Frankreich zur Befreiung vom Naziregime geleistet hat, sind wir besonders dankbar.“ Die Zukunft des gemeinsamen Europas stehe aber auch jetzt wieder vor großen Herausforderungen, zeigte sich Ludwig überzeugt.

François Hollande ist am Mittwochabend zu Gast in der ZIB 2, ab 22.00 Uhr in ORF 2

Sie sei gefährdet durch Kräfte von außen wie Russland, das die Ukraine überfallen habe. Aber es gebe auch rechtsextreme Kräfte innerhalb der Europäischen Union, die eng mit Russland verbunden seien. Umso wichtiger seien Politiker wie François Hollande, die sich für das gemeinsame Europa einsetzen würden, sagte Ludwig. Er erinnerte auch an die politische Arbeit seines Besuchers, die er, wie Ludwig versicherte, immer sehr geschätzt habe. Als Beispiel nannte er etwa das während Hollandes Amtszeit in Paris 2015 unterzeichnete, internationale Klimaschutzabkommen.

Hollande hielt fest, dass es sein erster Besuch im Rathaus sei. Wien selbst kenne er bereits, auch weil er etwa als Mitarbeiter des früheren französischen Staatschefs François Mitterand sich hier über die Sozialpolitik Österreichs informiert habe. Hollande lobte auch die traditionelle Rolle Wiens als Stadt der Diplomatie, in dem etwa die OSZE ihre Sitz habe.

Deren Versuch, mit dem Abkommen von Minsk 2015 – zur Beendigung des Krieges in der Ost-Ukraine – die Stabilität wieder herzustellen, sei aber gescheitert. „Seit zwei Jahren hat sich alles ganz grundlegend geändert“, hielt Hollande fest. Diplomatie nutze nun nichts mehr. „Die Ukraine braucht unsere Unterstützung, damit sie sich verteidigen kann“, stellte der Ex-Präsident Frankreichs klar. Und auch Europa sei mehr als nur ein gemeinsamer Markt. „Wir müssen Europa verteidigen, politisch und wenn es sein muss auch militärisch.“